Soll ich für Sie einen Notfalltermin beim Arzt vereinbaren?

Reality Check

Der Paragraph 218 (StGB)12

Die Entscheidung, ob du deine Schwangerschaft abbrechen lässt, liegt allein bei dir. Diese Entscheidung kann und darf niemand anderes für dich treffen. Allerdings ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland laut Paragraf 218 (StGB) verboten, wenn du ihn ohne Beratung und/oder nach der 14. Schwangerschaftswoche (oder 12 Wochen nach der Befruchtung der Eizelle) vornehmen lässt.

Aber wie ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland möglich?

1. SCHWANGERSCHAFTS-ABBRUCH NACH DER BERATUNGSREGEL
2. SCHWANGERSCHAFTS-ABBRUCH MIT MEDIZINISCHER INDIKATION

Wenn deine Gesundheit, entweder körperlich oder seelisch, durch die Schwangerschaft ernsthaft gefährdet ist, kann ein Schwangerschaftsabbruch aus medizinischen Gründen gemacht werden. Dieser ist auch nach der zwölften Woche nach der Befruchtung möglich (14. Schwangerschaftswoche nach dem ersten Tag der letzten Periode).

3. SCHWANGERSCHAFTS-ABBRUCH MIT KRIMINOLOGISCHER INDIKATION

Wenn die Schwangerschaft sehr wahrscheinlich auf einer Straftat, beispielsweise einer Vergewaltigung, beruht, kann die Schwangerschaft mit kriminologischer Indikation abgebrochen werden.

Claire? Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen.

Reality Check

Durch Fabien zeigt sich, dass die erste Reaktion auf eine Schwangerschaft nicht immer die endgültige sein muss. Du siehst, wie sehr das eigene Umfeld oder das eigene Elternhaus deine Entscheidung beeinflussen können.


Fabien hatte mittlerweile die Möglichkeit, den Wissensvorsprung von Claire aufzuholen und sich seine eigenen Gedanken zu einer möglichen Vaterschaft zu machen. Da auch er Hilfe bei seiner Entscheidungsfindung gebraucht hat, hat er sich an seine Mutter gewandt. Fabiens Mutter hat daraufhin mit ihrem eigenen Erfahrungsschatz auf die Situation reagiert und entschieden, dass sie Fabien und Claire unterstützen möchte. Diese Entscheidung hat Fabien wiederum dazu bewogen, seine Meinung zu ändern.


Wie unterschiedlich die Reaktionen des Umfelds ausfallen können, wird durch Claires Mutter deutlich. Diese ist – wie Claire selbst – überfordert von der plötzlichen Schwangerschaft. Sie ist selbst sehr jung Mutter geworden und weiß, was auf Claire zukommt. Sie reagiert emotional und wirft ihr Vorurteile an den Kopf. Vielleicht macht sie sich auch selbst Vorwürfe, da sie sich vielleicht ein anderes Leben für ihre Tochter ausgemalt hat. Claires Mutter hatte keine Zeit, sich mit der Situation in Ruhe auseinanderzusetzen.


Obwohl Claire noch immer nicht weiß, was sie tun soll, hat Fabiens Entscheidung dennoch eine Haltung in ihr aktiviert. Sie weiß nun, dass sie – falls sie ihr Kind bekommen sollte – es alleine aufziehen und nicht weggeben möchte. Weiterhin hat die Reaktion ihrer Mutter in Claire negative Gefühle ausgelöst. Deshalb hat sie beschlossen, ihre Mutter aus ihrer Entscheidung auszuschließen und allein zu handeln.


Tipp

Dos and Don'ts für dein Umfeld 13

Hier ein paar Dinge, die du auf jeden Fall im Umgang mit einer schwangeren Person tun solltest bzw. auf keinen Fall tun solltest.

WAS DU TUN SOLLTEST:
UND WENN SIE DAS MÖCHTE:

Den Termin für die Beratungsstelle vereinbaren und mitkommen. Zum Beratungsgespräch und zum Eingriff mitkommen oder sie von dort abholen.

DU SOLLTEST NICHT:

Wer dir hilft 14

Wenn du plötzlich potenzieller Vater bist, hast du wahrscheinlich genauso viele Sorgen wie deine Partnerin. Vielleicht fühlst du dich überfordert oder schuldig, weil die Verhütung nicht funktioniert hat. Diese Gefühle sind normal, aber es ist keine gute Idee, sie bei der Schwangeren abzuladen. Sie hat genug mit der Situation zu tun und ist keine Expertin für psychologische oder familienplanerische Fragen. Es ist hilfreich zu wissen, dass Schwangerschaftsberatungsstellen auch für Männer offen sind. Du kannst dich dort allein beraten lassen und über deine Gefühle sprechen. Auch Gespräche mit nahestehenden Personen, wie einem Freund oder einer Freundin, können helfen. Wichtig ist, dass du über deine Sorgen sprichst, besonders wenn die Entscheidung unklar ist, um mit der Situation besser umgehen zu können.

Ich will kein Kind kriegen, um es wegzugeben, nicht mal Fabiens Eltern - auch wenn das egoistisch ist

Reality Check

Ungeplant muss nicht ungewollt sein. Statistisch gesehen entscheiden sich drei von vier ungeplant Schwangeren, die Schwangerschaft zu behalten. Viele Schwangere sind zwar überrascht, wissen aber schnell, dass sie das Kind bekommen wollen.

Das Kind austragen aber nicht behalten

Wenn du deine Schwangerschaft nicht abbrechen möchtest, das Kind aber trotzdem nicht behalten möchtest, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für dich:

VERTRAULICHE GEBURT15

Für schwangere Frauen, die in einer sehr schwierigen Situation sind und ihre Schwangerschaft geheim halten wollen, kann die vertrauliche Geburt eine Möglichkeit sein, ihr Kind sicher zur Welt zu bringen. In der Regel wächst das Kind bei Adoptiveltern auf und kann frühestens mit 16 Jahren mehr über seine Herkunft erfahren. Die vertrauliche Geburt hilft der Mutter, in einer schwierigen Situation anonym zu bleiben, und respektiert gleichzeitig das Recht des Kindes, später mehr über seine Herkunft zu wissen.

ES LASSEN SICH DREI FORMEN DES PFLEGEVERHÄLTNISSES BZW. DER PFLEGEDAUER UNTERSCHEIDEN:

1. Bei der Kurzzeitpflege kümmert sich jemand um das Kind, wenn die Ursprungsfamilie es für eine gewisse Zeit nicht selbst tun kann.


2. Die Übergangspflege ist eine weitere Form des Pflegeverhältnisses. Dabei übernimmt die Pflegefamilie über einen befristeten kürzeren oder längeren Zeitraum die Versorgung und Erziehung des Kindes. Dies ist zum Beispiel bei Krankheit oder bei erheblichen Beziehungsproblemen in der Herkunftsfamilie denkbar.


3. Die Dauerpflege ist am häufigsten verbreitet. Dieses Pflegeverhältnis ist auf einen langen Zeitraum hin angelegt.

NEBEN DEN MÖGLICHKEITEN ZUR PFLEGE, GIBT ES AUCH DIE MÖGLICHKEIT ZUR ADOPTION. ES GIBT DREI ADOPTIONSFORMEN: 16

Bevor die Entscheidung für eine Adoption getroffen wird, sollte der abgebenden Mutter bzw. den Eltern klar sein, dass sie mit einer Adoption zwar die elterlichen Rechte und Pflichten abgeben, nicht aber die innere Verbindung und Zugehörigkeit als leibliche Mutter bzw. Eltern. Die Aufgabe der Vermittlung liegt beim Jugendamt, dem Landesjugendamt oder bei anerkannten Vermittlungsstellen (z.B. Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Diakonisches Werk).


Halboffen: Momentan ist diese Art der Adoption die häufigste. Die leiblichen Eltern und die Adoptiveltern tauschen Informationen, Fotos und Geschenke über das Jugendamt aus. Manchmal schreiben sie sich auch anonym Briefe. In manchen Fällen treffen sich die leiblichen Eltern und die Adoptiveltern, aber sie bleiben anonym. So können sie sich ein Bild voneinander machen und bleiben vielleicht regelmäßig in Kontakt. Das Adoptivkind wird je nach Alter und Bedürfnissen in den Kontakt einbezogen.


Inkognito: Es besteht keinerlei Verbindung zwischen abgebenden und annehmenden Eltern.


Offen: Leibliche Eltern und Adoptiveltern kennen sich und haben dauerhaft Kontakt. Aufgrund der Rechtslage („Adoptionsgeheimnis“) beruht die Öffnung des Inkognitos auf der Freiwilligkeit der Adoptiveltern. Leibliche Eltern haben jedoch die Möglichkeit, ihre Wünsche zur Ausgestaltung des Adoptionsverhältnisses jederzeit gegenüber der Adoptionsvermittlungsstelle zu äußern.

12 Quelle: https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/ Reihe_Koerper_und_Sexualtitaet/schwangerschaftsabbruch.pdf und
https://www.profamilia.de/themen/schwangerschaftsabbruch

13 Quelle: Dornheim, Laura: Deine Entscheidung. Alles was du über Abtreibung wissen musst. München: Antje Kunstmann Verlag, 2023, S. 254-255.

14 Quelle: Dornheim, Laura: Deine Entscheidung. Alles was du über Abtreibung wissen musst. München: Antje Kunstmann Verlag, 2023, S. 156-157.

15 Quelle: https://www.schwanger-in-bayern.de/kein-kind/vertrauliche-geburt/

16 Quelle: https://www.donum-vitae-eu.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschuere-Schwanger_und_jetzt_ein_Kind.pdf